Menkens’ Analyse von Lübbes archäologischer Welt-Atlas (1976, Seite 184)
„In der Waldzone Zentralrußlands und Osteuropas entwickelte sich die Fatjanovo-Gruppe. Man kennt von ihr hauptsächlich Flachgrabfelder. Die Fatjanovo-Kultur an der oberen Wolga und die mit ihr verwandte Balanovo-Gruppe des mittleren Wolgagebiets gehören zum großen Schnurkeramik-/ Streitaxtkomplex Nordeuropas, in dessen Gräbern Streitäxte eine der charakteristischsten Beigaben der Toten sind … Nördlich vom Verbreitungsgebiet der Fatjanovo-Kultur erstreckte sich westwärts bis nach Polen hin die Oststeekultur, die sich hier ohne größere Unterbrechung vom 3. Jahrtausend v. Chr. an (mit einer Schnurkeramikphase, die mit anderen schnurkeramischen Gruppen in Verbindung stand) bis zum 8. Jahrhundert v. Chr. entwickelte. Während der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. fand hier lebhafter Handel mit der Aunjetitzer-Kultur Mitteleuropas statt.“
Wir können also davon ausgehen, daß es sich bei dieser Ostseekultur, die sich ohne Unterbrechung vom 3. Jahrtausend bis zum 8. Jahrhundert v. Chr. ungebrochen und ungestört entwickeln konnte, um die Fryas-Bewohner an der Ostsee handelt. Hinsichtlich der vorrömischen Eisenzeit berichtet der Welt-Atlas (Seite 180):
„Das Tiefland Nord-Mitteleuropas und Südskandinaviens lag außerhalb des Verbreitungsgebietes der keltischen Hallstatt- und Latène-Kultur. Hier lebten die örtlichen Bronzezeit-Kulturen einfach weiter, nur daß ihre Träger sich in der 2. Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. die Kenntnis der Eisenverarbeitung aneigneten. Hauptsächlich kennt man diese Nord-Kulturen durch ihre Friedhöfe mit ihren gewöhnlich flachen Gräbern, zwischen denen sich bisweilen einmal Hügelgräber finden. Reich sind die Grabbeigaben. Unter ihnen befinden sich nicht wenige Einfuhrartikel aus der keltischen Welt. Auch an Siedlungen fehlt es nicht. Am bekanntesten ist vielleicht das aus rechteckigen Häusern bestehende Dorf bei Biskupin (bei Znin in Nordwest-Polen). In den Niederlanden entstanden damals – so bei Ezinge – die ältesten Würfen (Ansiedlungen auf flachen, aufgeschütteten Hügeln zum Schutz gegen Überflutung).“